Bündner-Röteli, eine echte Spezialität

Röteli ist eine alte Likörspezialität aus Graubünden. Sie wird dort seit Urzeiten in vielen Häusern, meistens von der lieben Grossmutter, der “Nahnä” oder dem “Ahni”, liebevoll hergestellt. So unterschiedlich wie die Grossmütter, so unterschiedlich sind auch ihre Rezepte. Aber eines gilt für alle:

Röteli ist Tradition bei vielen Gelegenheiten, und was wäre ein Neujahr ohne Röteli.

Röteli ist ein naturreiner Kirschen-Likör mit 18 – 25 % Vol. Alkohol (oder mehr). Um ihn herzustellen, werden gedörrte Kirschen zusammen mit natürlichen Gewürzen (z.B. Zimt, Nelken, Anis, Kardamon, Vanille und Zitronenschalen) in verdünnten, gezuckerten Schnaps eingelegt und an die Sonne gestellt. Die getrockneten Kirschen kamen früher meistens aus Italien und wurden, wie der Veltliner, von Säumern in die hintersten Talschaften gebracht. Nach einer langen Reifezeit an der Sonne erfolgt die Filterung und Fertigstellung unter Beigabe von weiteren, meist gut gehüteten Zutaten. Leider werden bei der heutigen, meist gewerblichen oder gar industiellen Röteliproduktion die gedörrten Kirschen oft durch Kirschensaft ersetzt. Röteli als Kirschen-Likör kennt man übrigens nicht nur in Grau­bünden. Im Kanton Schwyz heisst das sehr ähnliche Getränk „Rosoli“.

Wo der Röteli zuerst auftauchte, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Ob es bei den alten Walser in Davos war, oder ob schon die Freiherren von Rätien auf den Röteli-Geschmack kamen – wer weiss. Vielleicht hat auch vor langer Zeit einfach eine gescheite Bündnerin ihre alten, getrockneten Kirschen mit Zucker und Gewürzen in die Schnaps­flasche gefüllt und festgestellt, dass damit nicht nur eine schöne, dunkelrote Farbe entsteht, sondern dass ihr das „zanign“ (romanisch für Gläschen) so einfach viel besser schmeckt. Und das nicht nur ihr…

Im „Kulinarisches Erbe der Schweiz“ steht, dass der älteste schriftliche Beleg für den Bündner Röteli auf den sechsten Band des schweizerischen Idiotikons vom Jahr 1909 zurückgeht und dass der Röteli besonders zu Neujahr, wie auch beim Kiltgang, getrunken wird. Sein Ursprung dürfte aber viel weiter zurückliegen. Röteli trank man im Bündnerland auch zu bestimmten Bräuchen. Einer dieser Bräuche war, dass am Silvesterabend die verheirateten Männer das alte Jahr mit den Kirchenglocken ausläuteten, während dem die Jungmannschaft nach Mitternacht das Neue einläutete. Danach zogen die jungen Burschen mit Laternen von Bauernhof zu Bauernhof und bekamen dort jeweils ein Glas Röteli, den die ledigen Frauen zusammen mit ihren Müttern hergestellt hatten. Dazu gab es Birnbrot oder übrig gebliebene Weihnachtsguetzli. Je weiter hinten im Tal die jungen Burschen ankamen, desto mehr Röteli hatten sie getrunken und desto schöner wurden die Bauerntöchter. Der Röteli übernahm durch diesen Sil­vester­brauch die Funktion eines Liebes­elixiers.

Geniessen Sie Röteli am besten kalt, als Shot oder heiss im Kaffee. Auch als Topping über Vannilleglace oder wie Portwein zu Melonen. Unser Röteli schmeckt auch ausgezeichnet als Röteli-Spritz: 1/3 Röteli mit 2/3 Mineral­wasser (am besten natürlich Valser 😉 ) oder noch besser mit 1/3 Prosecco oder Weiss­wein aber immer mit viel Eis.

Übringens: Haben Sie schon mal unsere Röteli-Confi probiert? Es hat uns immer gestört, die schönen, teuren Schweizer-Kirschen nach der Röteliherstellung einfach zu kompostieren und zu entsorgen. Nach langem Hin- und Herprobieren hat sich, neben dem Einlegen in Sirup als Coktail-Kirschen, die Konfitüre als ideal erwiesen. Enstanden ist eine Kirschen-Confi, die wunderbar schmeckt: Natürlich, kräftig und hocharomatisch – eben wie Röteli. Ob zu Brot, Käse, Gschwellti und vor allem auch zu Wild, Rohschinken oder in der Terrine.

…eifach uuh guet!